HDI – Human development index

Messgröße für die menschliche Entwicklung

Der „Human Development Index“ (HDI) ist eine internationale Messzahl für den Entwicklungsstand eines Landes, zusammengesetzt aus drei Komponenten: Gesundheit (Lebenserwartung), Bildung (Dauer der Ausbildung) und Einkommen. Der HDI, der Index für die menschliche Entwicklung, geht auf eine weltweit angelegte Studie vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) zurück. Seit 1990 wird er jährlich für eine Vielzahl von Ländern berechnet und im „Human Development Report“ veröffentlicht. Der HDI wird als Indikator für Wohlstand und Fortschritt anerkannt, obwohl er mit Durchschnittswerten arbeitet. Soziale Disparitäten und Unterschiede bei den Einkommen, die es in jedem Land gibt, kann er nicht bis ins Detail abbilden. Auch deshalb nicht, weil zum Beispiel eine Unterscheidung zwischen Städten und ländlichen Gebieten fehlt. Die menschliche Entwicklung ist in Wirklichkeit also facettenreicher als der HDI sie erfassen kann.

The Natural Step Deutschland arbeitet mit einer Kombination von HDI und ökologischem Fußabdruck (Ecological Footprint), um die Entwicklung eines Landes zu visualisieren und vergleichbar zu machen. Es gilt: Wenn der Index der menschlichen Entwicklung (HDI) steigt, dann erhöht sich in der Regel auch der ökologische Fußabdruck, nicht selten in erheblichem Umfang. Die Konstruktion des HDI wurde in den vergangenen Jahren mehrfach verändert – daraus resultiert eine eingeschränkte Vergleichbarkeit über die Jahre.

INDEX DER MENSCHLICHEN ENTWICKLUNG (HDI) VERKNÜPFT MIT DEM ÖKOLOGISCHEN FUSSABDRUCK

World biocapacity per person
  North America
  Latin America
  European Union
  Other Europe
  Africa
  Middle East/Central Asia
  Asia-Pacific
Source: Ecological Footprint data from Global Footprint Network 2016, National Footprint Accounts, 2016 Edition, HDI values from UNDP
UN Human Development Index (HDI)
UN Human Development Index (HDI)
UN Human Development Index (HDI)
Quellen: Daten zum ökologischen Fußabdruck vom Global Footprint Network, 2016; HDI-Werte vom UNDP, dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen, 2016

CC BY-NC-ND 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/

Die aktuellste Version des HDI für das Jahr 2014 deckt insgesamt 188 Länder ab. Von Jahr zu Jahr sind die Unterschiede bei den Länderwerten in der Regel gering, bedingt durch die mathematische Konstruktion des HDI als geometrisches Mittel dieser drei Indizes:

  • Lebenserwartungsindex, definiert als Lebenserwartung bei der Geburt;
  • Bildungsindex, gemessen mit einem Index für die durchschnittliche Dauer des Schulbesuchs und einem für die voraussichtliche Dauer des Schulbesuchs;
  • Einkommensindex, der das Bruttonationaleinkommen (BNE) pro Kopf berechnet (kaufkraftbereinigt in US-Dollar).

Der höchste erreichbare HDI-Wert ist 1,0. Von einem hohen bis sehr hohen HDI spricht man bei Werten von 0,8 bis 1,0; ein mittlerer HDI erreicht zwischen 0,5 und 0,8, ein niedriger HDI liegt unter 0,5. Einen HDI-Wert von 0,8 definieren die Vereinten Nationen (UN) als erstrebenswert.

Deutschland erreichte 2014 einen HDI-Wert von 0,916 und liegt damit weltweit auf Rang sechs hinter Norwegen (0,944), Australien (0,935), der Schweiz (0,930), Dänemark (0,923) und den Niederlanden (0,922). Der globale Durchschnitt lag 2014 bei 0,69.

Human Development Index multikulturell
Human Development Index individuell
Human Development Index multikulturell
Für die Berechnung des HDI nutzen die Vereinten Nationen (UN) eine Vielzahl an Datenquellen. Hierzu zählen u.a. die Daten zur Lebenserwartung bei der Geburt, bereitgestellt von UN DESA, dem „United Nations Department of Economic and Social Affairs“. Eine weitere Quelle ist die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, inklusive der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung. Weitere wichtige Daten kommen u.a. von der UNESCO, der Sonderorganisation der UN für Bildung, Forschung und Kultur.

Zum 20. Jubiläum des HDI haben die Vereinten Nationen einen erweiterten Index für menschliche Entwicklung veröffentlicht, bei dem auch die Ungleichheit innerhalb einzelner Länder berücksichtigt wird. Der ergänzte Index – IHDI = Inequality-adjusted Human Development Index – schließt Ungleichheiten in Bildung, Gesundheit und Einkommen mit ein. Es gilt: Je größer die Ungleichverteilung, desto niedriger ist der IHDI im Vergleich zum HDI. Allerdings führt die Berücksichtigung der Ungleichheit im IHDI, mit sehr wenigen Ausnahmen, zu keiner großen Veränderung in der Rangordnung der Länder.

Ein umfassender Index für die menschliche Entwicklung sollte – neben Gesundheit, Bildung und Einkommen – aus Sicht der HDI-Kritiker auch Faktoren wie die ökologische Nachhaltigkeit und die Lebenszufriedenheit abbilden. Dieses Ideal umzusetzen ist nahezu unmöglich, so lange nicht klar ist, welche Faktoren mit welcher Gewichtung zu diesem erweiterten Index zusammengefasst werden müssten.

Betrachtet man die Entwicklung des HDI in den letzten Jahren, so ist diese insgesamt vorsichtig positiv zu sehen, auch wenn in vielen Regionen weiterhin massive strukturelle Widerstände zu beobachten sind. Wenn Menschen diesen Widerständen ausgesetzt sind oder sich sogar als deren Opfer sehen, verlieren sie nicht selten das Vertrauen in das System an sich und zweifeln an der Gesellschaftsstruktur. Das kann sowohl auf globaler wie auch auf regionaler oder lokaler Ebene passieren und sich auf das gesellschaftliche Zusammenleben negativ auswirken. Deshalb ist es so wichtig, die Ursachen für soziale und ökologische Ungleichgewichte frühzeitig systemisch zu betrachten, so wie es der Ansatz von The Natural Step vorsieht.